Rainer und Claudia Sachse geben in ihrem Beziehungsratgeber der etwas anderen Art wirklichkeitsnahe Tipps, wie man sie sonst selten bekommt: wie man eine Beziehung in kurzer Zeit ruinieren kann.

Natürlich, die Absicht dahinter ist klar….die Autoren möchten, dass der Leser diese Strategien als Anregung nimmt, diese häufigen Fehler zu vermeiden.

Interessant finde ich dieses Buch, als es die sogenannten «Fehler» sehr differenziert, lebensnah und humorvoll beschreibt. Die Beispiele sind aus dem realen Leben gegriffen; viele Leser werden sich wieder erkennen und wohl erschreckt mit dem Gedanken «So läuft es doch genau…» ins Schmunzeln geraten.

Sie beschreiben, wie Paare Macht-Konflikte austragen, dass es sicher zu einer Eskalation kommen muss oder wie man sich in schwierigen Situationen oder wenn etwas schief läuft, als vermeintliches Opfer aus der Verantwortung ziehen will und damit den Partner erst recht gegen sich aufbringt.

Ein kleines Beispiel aus dem Buch S. 103, damit Sie den Ton des Buches kennenlernen: «Schlägt der Partner vor, dass er die Finanzen übernehmen will, dann können Sie dem zunächst einmal zustimmen (schon allein damit er die Arbeit macht!), dann aber nörgeln Sie ständig an seiner Arbeit rum, reden ihm rein, kritisieren seine Durchführung, machen deutlich, dass Sie mit Entscheidungen nicht einverstandenen sind.»

Als Paartherapeut würde ich sagen: so läuft es tatsächlich oft in Beziehungen. Die Frage, wer wo was bestimmen darf, wird selten klar geklärt und dann ebenso eingehalten. Was ich mich frage: kann man das als Fehler bezeichnen? Macht der eine damit einen Fehler? Natürlich tut er der Beziehung keinen guten Dienst, da der nächste Konflikt darüber schon angelegt ist. Realistisch betrachtet sind in der Regel meistens beide an einem Macht-Konflikt beteiligt und die beiden schaukeln sich gegenseitig hoch. Man könnte sich deshalb eher fragen: warum wollen die beiden das so?

Und die zweite Frage, die sich mir stellt: kann man aus dieser Erkenntnis darauf verzichten, das nächste Mal sich einzumischen und damit ins Territorium des andern einzugreifen? Wahrscheinlich kaum….insofern scheint mir das Ziel dieses besonderen Ratgebers zu hoch gegriffen.

Das Lesenswerte an diesem Ratgeber im Vergleich mit vielen andern ist aber, dass er nicht ein Ideal-Bild eines vorbildhaften Verhaltens in einer Beziehung zeichnet im Sinn von «Kommunizieren Sie immer in einer Ich-Botschaft…..», was häufig sehr realitätsfremd tönt, sondern die Realität einer schwierigen Beziehung ziemlich ungeschminkt darstellt. Und das ist doch schon ein starker Erkenntnisgewinn, wenn man sich sagen kann: Genauso läuft es häufig in einer Beziehung und darum geht es uns eigentlich, wenn wir wieder mal um die Zahnpasta streiten…

Klappentext

Sie brauchen dieses Buch also auf alle Fälle, denn es sagt Ihnen, wie Sie mit einfachen Mitteln Ihre Beziehung innerhalb kürzester Zeit ruinieren können. Zur Not läßt sich das Buch auch anders lesen: als Anregung dazu, bestimmte, häufig vorkommende und gravierende Fehler zu vermeiden, um somit eine Beziehungskrise zu verhindern oder sogar zu beenden. Man kann die Ratschläge auch so nutzen, daß man die Schwierigkeiten in der Beziehung analysiert, versteht und sein eigenes Handeln ändert. Aber das wäre ja langweilig und würde zu einer stinknormalen Beziehung führen, ohne Dynamik, ohne Mißverständnisse, ohne Teufelskreise und selbsterfüllende Prophezeiungen: kurzum öde, unattraktiv und ohne Herausforderung.

Die Autoren

Rainer Sachse, Prof. Dr., Dipl.-Psych., ist Verhaltens- und Gesprächspsychotherapeut und lehrt Klinische Psychologie an der Ruhr-Universität Bochum.
Claudia Sachse, Dipl-Psych., führt eine eigene Praxis in Bochum und ist Supervisorin am Institut für Psychologische Psychotherapie in Bochum.

Klett-Cotta Verlag 2005, 18. Aufl. 2013, ISBN3- 608-94117-7